– Die ist ein Gastartikel von Kerstin – 

Mehr über sie erfährst du am Ende des Artikels. 🙂


Wie kann man Burnout (im kreativen Bereich, aber auch allgemein) vorbeugen?
Wer seinen Lebensunterhalt mit Kreativität verdient, dem kann ein „kreativer Burnout“ schon ziemlich zusetzen. Das leere Word-Dokument, die leere Leinwand oder die fehlenden Ideen für das neue Kundenprojekt: Das alles kann stressen.
Doch nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Bereich, kann diese Ideenlosigkeit nervig sein.
Darum soll es heute mal um das Thema Selbstfürsorge für Kreative gehen.

Ich bin letztens über ein Video dazu gestolpert. Vielleicht an der Stelle eine kurze Info zu mir und warum ich dieses Thema interessant finde.
  • Punkt 1: Die Themen Selbstfürsorge und der Umgang mit Stress sind für mich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Gründe dafür sind meine persönlichen Burnout-Erfahrungen und mein Psychologiestudium. In letzterem wurde mir erst so richtig bewusst, was Stress überhaupt mit uns anstellt.
  • Punkt 2: Vor dem Studium war ich im Gestaltungsbereich tätig (Werbetechnik und Mediengestaltung). Auf Knopfdruck kreative und tolle Ideen raushauen zu müssen, klappte bei mir einfach irgendwann nicht mehr. Zumal zu großer Stress den Blick auch einfach verengt und es dann nicht mehr wirklich klappt mit der Kreativität…
Aber zurück zum Thema.
In dem erwähnten Video wurden zwei Formen von Kreativität benannt:
– Eine, die man für sich selbst und in private Herzensprojekte fließen lässt („Freizeitkreativität“).
– Und eine, die man in Kundenprojekte steckt („Arbeitskreativität“).
Gerade bei Freelancern oder Selbstständigen geht es daher um mehr als den Spaß am kreativen Arbeiten. Kreativität wird hier mit Erwerbsarbeit gleichgesetzt. Da es konkret um Geld geht, ist die „Arbeitskreativität“ auch direkt mit mehr Druck verbunden als die „Freizeitkreativität“.

Säulen für den gestalterischen Erfolg

Wie kann man also einen kreativen Burnout vermeiden? Die Kreative im Video nannte als „Säulen des gestalterischen Erfolges“ folgendes:
  1. Verletzlichkeit und Authentizität
  2. Einstellung zur Kreativität
  3. Freiheit
  4. Selbstfürsorge/-liebe
1. Verletzlichkeit und Authentizität
Der erste Punkt bezieht sich darauf, nur Aufträge anzunehmen, die man mit dem eigenen Gewissen vereinbaren kann. Sie nannte das Beispiel, dass sie selbst nicht raucht und daher auch keine Aufträge von Tabakkonzernen annehmen würde.
Es geht hier also um die eigenen Werte. Diesem Punkt kann ich direkt zustimmen und auch mal um ein persönliches Beispiel ergänzen: Gestaltungsarbeiten für einen Schlachtkonzern zu gestalten, hat einen sehr komischen Beigeschmack, wenn man selbst kein Fleisch isst.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich nicht freiberuflich, sondern in einer Agentur gearbeitet habe. Da hatte ich nicht sonderlich viel Mitspracherecht, was die Projekte anging. Gegen die eigenen Wertvorstellungen zu arbeiten, kann uns allerdings auf Dauer nicht nur unglücklich machen und stressen, sondern auch unsere Gesundheit negativ beeinflussen.
2. Einstellung zur Kreativität
Kommen wir zur zweiten Säule. Was ist mit der Einstellung zur Kreativität gemeint? Im Video hieß es, dass man Kreativität nicht nur als Arbeit ansehen solle. Kreative Dinge sollten daher auch abseits von Kundenprojekten in den Alltag eingebaut werden und sollten einfach nur Spaß machen dürfen. Ohne damit etwas erreichen zu müssen, ohne perfekt sein zu müssen. Male, gestalte, schreibe oder sonst was, einfach um des Machens willen.
Wenn man die eigene Kreativität allein an die Arbeit und den damit einhergehenden Druck knüpft, Geld verdienen zu müssen, folgt unter Umständen irgendwann die Erschöpfung und man möchte einfach gar nichts Kreatives mehr machen.
Auch hier kann ich persönliche Erfahrungen mit dir teilen:
Als Kind habe ich in jeder freien Minute gemalt. Es lag irgendwie nahe, dass ich beruflich auch eine gestalterische Richtung einschlagen würde. Meine Erfahrungen waren allerdings so negativ, dass ich nach dem Verlassen der Werbebranche jahrelang keinen Pinsel mehr angefasst habe. Ich wollte nichts mehr von Gestaltung wissen. Weder beruflich noch privat. Einfach aus dem Grund, dass ich mit jeglicher Form von Kreativität Stress, Wut und Verzweiflung assoziiert habe.
 
3. Freiheit
Im Video ging es bei diesem Punkt um die finanzielle Freiheit. Genauer gesagt darum, die eigenen Dienstleistungen nicht unter Wert zu verkaufen. Hier klang auch wieder der Punkt Authentizität an: Keine Projekte annehmen, die schlecht bezahlt sind und gegen die eigenen Wertvorstellungen gehen.
 Hier ist die Spezialisierung auf eine bestimmte Zielgruppe sinnvoll. Statt es allen recht machen zu wollen, können die eigenen Angebote auf die Wünsche der Zielpersonen abgestimmt werden. People Pleasing ist ein aussichtsloses und zermürbendes Unterfangen (davon kann ich auch ein Liedchen singen).
Beim Punkt Freiheit ging es also nicht nur um finanzielle Freiheit, sondern auch die Freiheit, Projekte auswählen zu dürfen. Projekte, mit denen man sich identifizieren kann und welche die persönlichen Werte nicht untergraben.
4. Selbstliebe und Selbstfürsorge
Einiges, was bereits genannt wurde, fällt allerdings in die Kategorie Selbstfürsorge. Zum Beispiel die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten oder die Tatsache, keine schlecht bezahlten Projekte anzunehmen, nur um jemandem damit einen Gefallen zu tun. Nein sagen zu können, ist viel wert.
Sagen wir, du nimmst einen Auftrag an, auf den du keine Lust hast, der schlecht bezahlt ist und für den du auch eigentlich keine Zeit hast. Aber dieser Auftrag kommt aus dem Familien-/Freundes- oder Bekanntenkreis und du möchtest die Person nicht enttäuschen.
Allerdings haben Auftraggebende auch nicht viel davon, wenn du den Auftrag annimmst, obwohl alles in dir dagegenspricht: Dir fehlt die Motivation, weil das Projekt weder in deinen Interessenbereich fällt noch vernünftig vergütet wird.
Du ärgerst dich vielleicht gleichzeitig, weil du andere Projekte dafür liegen lässt oder anderen potenziellen Kund*innen abgesagt hast. So kann es dazu kommen, dass du länger als nötig an diesem Projekt sitzt, weil du keine Ideen hast und der „kreative Fluss“ ins Stocken gerät.
Vielleicht wirst du sogar wütend auf die Person, die dir den Auftrag gegeben hat. Das kann das Verhältnis zwischen euch komplizierter machen… Zeitdruck, Finanzielles, negative Emotionen, ggf. der eigene Perfektionismus: Zusammen können diese Aspekte nicht nur dein Wohlbefinden und deine Beziehungen torpedieren, sondern eben auch deiner Kreativität schaden.

10 Selbstfürsorge-Tipps für Kreative

Ok, jetzt weißt du, wo es haken kann. So oder so ähnlich hat das vermutlich jeder von uns schon mal durchgemacht. Wie können Kreative nun besser für sich selbst sorgen?
Aus den Säulen lassen sich folgende Tipps ableiten:

1. Orientiere dich an deinen Werten

Sage „Nein“ zu Projekten, die gegen deine Wertvorstellungen gehen. Werte spielen meiner Ansicht nach auch bei der Selbstfürsorge eine große Rolle, weil das ständige Handeln gegen die eigenen Werte auf Dauer ziemlich unglücklich machen und enorm stressen kann.

2. Hinterfrage immer wieder deine Einstellung zu Kreativität

Sieh Kreativität als etwas an, das sich nicht nur auf deine Arbeit bezieht. Du kannst in jedem Lebensbereich kreativ sein. Du solltest sie also auch mit Spaß assoziieren und nicht nur mit Arbeit, um das Ausbrennen zu vermeiden.

3. People Pleasing vermeiden & auf dein Einkommen achten

Nimm keine Aufträge an, die schlecht (oder gar nicht) bezahlt werden. Ich weiß, manchmal schleicht sich das Gefühl ein, jemandem einen Gefallen tun zu müssen und ich kenne das auch selbst. Der „Tiefpunkt“ war vermutlich, als ich für eine (unliebsame) Bekannte unbezahlte Aufträge bearbeitet habe.
Außerdem: Wenn du weniger Aufträge für mehr Geld machst, hast du noch Zeit für private kreative Projekte und arbeitest dich nicht nur an Kundenaufträgen ab, die dich nicht erfüllen, dich stressen oder einfach nur runterziehen.

4. Mache dir bewusst, dass du frei wählen kannst

Du kannst „Nein“ sagen, auch wenn es sich im betreffenden Moment unangenehm anfühlt. Langfristig haben du und deine Kunden mehr davon, weil du hinter den Projekten stehst, was sich wahrscheinlich auch in deinen Leistungen niederschlägt und sich positiv auf die Beziehung zum Kunden auswirkt.
Auch das Thema Grenzen sei hier erwähnt. Du musst nicht alles sofort für alle Kunden gleichzeitig erledigen. Und ihnen schon gar nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen.

5. Kreativität mit Kinderaugen sehen

Finde wieder Freude am kreativen Prozess selbst und nimm dir Kinder zum Vorbild: Erschaffe Neues und verwerfe es wieder – ohne bestimmte Vorstellung davon, wie das Ergebnis aussehen soll. Erlaube dir auch einfach mal richtig schlechte Kunst zu machen.
Dazu fällt mir auch gerade ein Tipp ein, den ich mal gehört habe: Male oder zeichne einfach mal mit der linken statt mit der rechten Hand (oder andersherum). Das kann sehr witzig sein 😉
Auch kannst du deiner Kreativität auf die Sprünge helfen, indem du neue Dinge ausprobierst: Du gestaltest zum Beispiel nur Webseiten? Dann mach doch zur Abwechslung mal einen Töpferkurs, male oder musiziere. Den Blick zu weiten, kann neue Inspiration bringen.

6. Übe dich in Achtsamkeit

Achtsamkeit ist nicht nur ein tolles Tool zum Stressabbau (was für kreative Selbstständige auch kein unbekanntes Thema ist…), sondern eignet sich auch gut zur Selbstreflexion. Durch achtsame Selbstbeobachtung lernst du nicht nur, deine Bedürfnisse besser wahrzunehmen, sondern wirst dir deiner Werte bewusster.
Werte können sich über die Zeit verändern. Das ist normal. Ein regelmäßiger Check lohnt sich also. Durch Achtsamkeit erkennst du außerdem schneller, welche deiner Bedürfnisse gerade ein bisschen mehr Aufmerksamkeit benötigen, ob du eine Pause brauchst oder wann du „Nein“ sagen solltest.

7. Selbstmitgefühl statt Perfektionismus

Wenn ein Projekt sich mal nicht so entwickelt, wie du es dir eingangs vorgestellt hast, sei nicht zu streng mit dir. Es gibt zig Einflüsse, die auf das Endergebnis einwirken. Perfektionismus hält nur unnötig auf. Zum Beispiel dann, wenn du etwas abgibst, an dem du zwar ewig gesessen hast, dein Kunde dann aber doch andere Vorstellungen hat.
Selbstmitgefühl ist vor allem dann angesagt, wenn du bereits einen Burnout hattest. Um sich von emotionaler und psychischer Erschöpfung zu erholen, braucht einige Zeit. Nach einem Beinbruch rennt ja auch nicht direkt wieder jemand einen Marathon. Akzeptiere Zeiten, in denen du mehr Ruhe brauchst und ärgere dich nicht darüber, nicht durchgehend produktiv sein zu können. Das erzeugt nur wieder Stress.

8. Zeitmanagement

Um nicht den Überblick über deine Projekte zu verlieren, suche dir ein Zeitmanagement-System, das zu dir passt. Ich persönlich nutze ein Bullet-Journal und ein separates Notizbuch. In letzteres schreibe ich alle Ideen, To-Dos oder sonstiges, was zwischendurch durch meinen Kopf spukt. Das Bullet Journal nutze ich dann, um Termine, Arbeitszeiten, Projekte usw. zu planen.
Es ist auch egal, ob du es digital oder handschriftlich machst (oder auch eine Kombination aus beidem). Probiere einfach rum, was sich für dich passend anfühlt. Time Blocking kann da ganz nützlich sein. Also dir freie Zeitblöcke vorzunehmen, in denen du dich nur einer bestimmten Aufgabe widmest.
Wenn du dir als Selbstständige deine Arbeitszeiten selbst einteilen kannst, lohnt es sich einen Blick auf deinen persönlichen zirkadianen Rhythmus zu werfen. Oder anders gesagt: Passe deine Arbeitszeiten daran an, ob du eine „Lerche“ oder eine „Eule“ bist.

9. Pomodoro vs. Flow

Auch in kreativen Berufen fallen administrative Aufgaben an. Solche Dinge erledige ich bevorzugt mit der Pomodoro-Technik. Also z.B. 25 oder 50 Minuten konzentriert arbeiten, 5 bzw. 10 Minuten Pause. Die Struktur hilft mir übrigens auch dabei, durch die kurzen Pausen mehr Bewegung in den Arbeitsalltag zu bringen (ohne ständige Erinnerung daran vergesse ich das schnell, sitze stundenlang bewegungslos am Schreibtisch und habe abends Nacken- und Rückenschmerzen…). Diese Technik benutze ich auch für´s Studium.
Bei kreativen Arbeiten eignen sich strikte Zeitpläne meiner Erfahrung nach eher weniger gut. Wenn ich erstmal im kreativen Flow drin bin, lasse ich mich ungern durch einen Timer unterbrechen.
Aber auch hier gilt: Nutze, was für dich funktioniert.

10. Allgemeine Self-Care-Tipps zum Schluss:

Selbstfürsorge ist mehr als ein Schaumbad und fängt bei den Grundbedürfnissen an. Das bedeutet z.B.:
  • Priorisiere deinen Schlaf
  • Mache regelmäßig Pausen
  • Achte auf eine ausgewogene Ernährung
  • Bring mehr Bewegung in deinen Alltag
  • Pflege deine sozialen Kontakte
  • Identifiziere Zeit- und Energiefresser

Allein zu Punkt 10 könnte ich ewig weiterschreiben, will aber den Rahmen dieses Posts nicht sprengen 😉 Nur so viel vielleicht noch: Selbstfürsorge bedeutet nicht, sich zweimal pro Jahr ein Wellness-Wochenende zu gönnen. Wir können und sollten sie in den Alltag einbauen, um so zu vermeiden, dass der Stress sich stapelt.

– Dies ist ein Gastbeitrag der lieben Kerstin –

Hey, ich bin Kerstin.

Mein Ziel ist es, dass du für dich geeignete Wege für einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit Stress findest.

Dafür möchte ich dir Tipps zu Themen wie Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Meditation an die Hand geben.

Lass uns zusammen herausfinden, wie du persönlich besser für dich sorgen kannst!

Auf wominess.com schreibe ich für dich als introvertierte Unternehmerin (und Kreative) Beiträge, die dir den Stress nehmen und dir mehr Entspannung bringen.

Mehr über mich findest du auf meiner Webseite: www.breathedeeply.de

Dort findest du auch einen Stresstyp-Test, mit dem du herausfinden kannst, wie du selbst auf Stress reagierst und damit einen erleichternden Umgang findest. Den Test findest du hier: Welcher Stresstyp bist du? – Mach hier den Test!

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