Kurze Info für dich: Das ist ein älterer Blogartikel von mir. Damals ging es hier auf wominess noch nicht um das Thema introvertierte Unternehmerinnen. Doch ich möchte ihn trotzdem hier im Blog für uns lassen. Er ist mir selbst wichtig, weil mich das Thema lange Zeit beschäftigt hat und es ja auch etwas mit uns leisen Frauen zu tun hat.


Also Hochsensible fühlst du dich oft in andere hinein oder nimmst in der Welt vieles besonders stark über deine Sinne wahr. Zu erkennen, wann es dich überfordert ist dabei oft gar nicht so einfach. Lass uns hier einmal gemeinsam schauen, wie wir unsere Grenzen besser wahrnehmen und setzen können.

Schreib mir gerne deine Gedanken und eigene Erfahrungen in die Kommentare 🙂

Es ist für mich früher immer klar gewesen, dass ich das für andere tun muss.

Denn sie konnten es ja nicht, oder?

Sie brauchten mich doch.

Ich habe gespürt, wie sehr sie gehofft haben, dass ich sie rette. Dass ich da bin. Zuhöre. Zeit habe. Sie sehe. Sehe mit all den Gefühlen die in ihnen sind und ihnen diese dann auch abnehme. Ihnen Sicherheit gebe, die sie in sich und bei anderen Personen nicht gefunden haben.

Denn durch meine empathische Art als Hochsensible fühle ich mich feinfühlig in die Menschen und ihre Gefühle hinein. Ich spüre wie es ihnen wirklich geht. Hinter den gesagten Worten und den Gesten, die sie nach Aussen hin sichtbar für alle zeigen. Es ist manchmal so stark, dass ich von ganzen Menschenmassen, Städten oder Ländern die Gefühle fühlen kann. Was strahlen sie aus? Wie geht es ihnen wirklich?

Durch dieses ständige und automatische nachspüren spüre ich allerdings dann eine Person nicht mehr: Mich selbst.

Wenn du deine eigenen Gefühle & Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmst

Das alles in den oberen Zeilen passiert nicht nur bewusst. Ja, ich kann mich auch bewusst auf die Gefühle anderer fokussieren. Doch in der Regel habe ich keine Kontrolle darüber. Ich fühle es einfach.

Die Gefühle schwimmen zusammen mit meinen eigenen Gefühlen in mir. Sie überschwemmen mich. Gerade die besonders starken Gefühle von anderen können schnell zu meinen eigenen werden bzw. meine eigenen Gefühle sogar verdrängen.

Starke Trauer, Wut oder euphorische Freude sind Dinge, die mich überrollen können. Ich kann sie aufnehmen und ja, ich komme mit solchen Gefühlen auch gut zurecht. Trotzdem ist es jedesmal etwas, was auch ich noch tagelang danach verarbeiten muss. Das zeigt sich darin, wie mein Körper reagiert. Er fängt an zu zittern, mir wird schwindelig oder es ist als würde mein ganzes Blut meinen Körper verlassen. Ich spüre es in meinen Nerven. Meine Gedanken verschwingen sich in den Gedanken und Gefühlen der anderen Person. So sehr, dass ich gar nicht mehr weiß, ob das jetzt alles wirklich mein Gefühl ist.

Spüre ich gerade wirklich diese Trauer? Bin ich gerade wirklich so wütend? Freue ich mich darüber gerade wirklich so sehr?

Meine Sinne sind so sehr geöffnet, dass Gefühle von anderen einfach meine natürlichen Grenzen und Filter übergehen.

Und ja, in vielen Situationen will ich dann einfach der anderen Person helfen. Mich in ihre Gefühle, Probleme und Gedanken einbringen und diese für sie lösen. Ich will, dass dieses Gefühl in ihr aufhört, aber ebenfalls auch in mir.

Du kannst dir vorstellen, dass ich dann mehr damit beschäftig bin den Menschen in meinem Leben zu helfen als mir selbst, oder?

Meine eigenen Bedürfnisse verschwinden in solchen Momenten. Ich muss mich schließlich erst um die der anderen kümmern.

Lange Zeit habe ich das wirklich genau so gemacht.

Andere übergehen deine Grenzen, weil du keine setzt!

Ich habe genau so gelebt und mich so sehr zurück gedrängt, dass ich einfach nicht mehr wusste was ich wirklich brauche und fühle.

Irgendwann dachte ich immer mehr, dass die anderen mich ausnutzen. Meine Grenzen überschreiten und einfach nicht wissen, wann sie aufhören müssen. Aufhören damit mich mit ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Anforderungen zu belagern.

Der Stress setzte bei mir ein. Das Unwohlsein begann und ja, ich fing an diese Menschen als Belastung zu empfinden. Das ist mir mittlerweile so deutlich klar geworden.

Je mehr sie sich mir näherten und je mehr sie forderten, desto mehr zog ich mich innerlich zurück. Oft gar nicht so spürbar für sie. Nur ich merkte es. Und ich versuchte zu verstehen was da vor sich ging.

Mittlerweile weiß ich, warum mich das ganze dann so überfordert hat:

Ich habe als Hochsensible einfach meine Grenzen ignoriert und sie gegenüber anderen nicht gesetzt. Dadurch konnten sie natürlich immer weiter nach mir greifen und ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse leicht bei mir ablegen. Es war doch so einfach für sie. Ich machte es ihnen einfach.

Denn ich glaube mittlerweile, dass genau da der Punkt liegt: Ich selbst lies es ja zu, dass sie meine Grenzen überschritten. Ich selbst sah überhaupt nicht mehr, wo denn meine Grenzen liegten und setze sie entsprechend auch nicht.

Ich selbst habe die Verantwortung auf die anderen gelegt, um selbst keine Grenzen setzen zu müssen.

Spüre hinein, wo deine Grenzen liegen – sei ehrlich zu dir!

Ich musste erst einmal wieder hineinfühlen, wo meine Grenzen überhaupt lagen. Ich fing an genau zu spüren, wann mich etwas oder jemand überforderte. Am Anfang schrieb ich es sogar erstmal einfach auf, um zu sehen wann meine Grenzen überhaupt überschritten wurden. Also es wirklich über diese Buchstaben und Worte zu sehen.

Wenn du so wie ich als Hochsensible deine Grenzen nicht erkennst, dann weißt du wie schwer es ist diese erstmal wieder zu fühlen.

Ich machte das wirklich ganz langsam. Wann war mir ein Gespräch zu viel? Wann forderten Menschen zu viel von mir ein? Wann funktionierte ich nur noch, um die anderen Glücklich zu machen?

Versuche langsam deine Grenzen neu zu setzen

Denn eines wurde mir plötzlich klar:

Ich setzte nur deshalb keine Grenzen, weil ich Angst hatte.

Angst, dass die Menschen mich dann nicht mehr mögen. Angst, dass sie dann aus meinem Leben gehen. Angst, dass ich nicht gut genug war. Ihren Ansprüchen nicht entsprach, ja sogar Angst davor, dass ich ein schlechter Mensch bin.

Kennst du das?

Und ja, einige Menschen gingen aus meinem Leben sobald ich Grenzen setzte. Sobald sie spürten, dass ich nicht mehr wie früher für sie da war (oder zur Verfügung stand?).

Als ich anfing Nein zu sagen zu den ersten Dingen stieß ich natürlich auf Irritation. Das verunsicherte die Menschen extrem. (Was ich natürlich auch fühlte und mich auch wieder innerlich verkrampfen lies. Doch ich hielt es einfach aus.) Hatte ich doch sonst nicht nein zu diesen Dingen gesagt. Sie waren so sehr daran gewöhnt, dass ich keine Grenzen setzte, dass sie sich vollkommen gegen den Kopf gestossen fühlten, sobald ich es tat.

Und daran sind dann viele Freundschaften bei mir zerbrochen.

Doch ich fühlte eines: Wenn ich nicht jetzt endlich aktiv Grenzen setze und mich damit schütze bin ich bald nur noch eine Maschine die für andere funktioniert.

Ich war innerlich so schwach mit den Jahren geworden, dass ich erst langsam wieder herausfinden musste, wie ich zu neuer Kraft kommen kann.

Grenzen zu setzen war der erste Schritt.

Schreib mir gerne in die Kommentare, was dir zu diesem Thema durch den Kopf geht. Ich bin schon gespannt 🙂

Schön dich hier zu haben! 🙂

Mittlerweile geht es hier auf wominess von meiner Seite aus um das Thema introvertierte, leise Unternehmerinnen. Ich unterstütze diese als Mentorin sichtbar zu werden und leise Kunden anzuziehen.

Vielleicht ist das auch ein Thema für dich? Dann schau dich gerne weiter hier um.