Dies ist ein Beitrag zur Interviewreihe für leise Unternehmerinnen. Mit jedem Beitrag stelle ich dir eine leise Unternehmerin vor. Ich möchte dir zeigen, dass es viele leise Unternehmerinnen gibt, die ganz wertvolles zu geben haben und ähnliche Erfahrungen wie du gemacht haben.
Wenn du auch bei der Interviewreihe mitmachen möchtest, dann findest du hier alle Infos: Buche jetzt dein eigenes Interview!
Zuerst liest du hier die wertvollen Antworten von Meike Zech als Virtuelle Assistentin. Am Ende kannst du sie genauer kennenlernen. 🙂
Welche Dinge wurden dir als leise, introvertierte Frau schon gesagt, die dich geprägt haben?
Der Grundtenor war immer, dass ich zu leise bin oder auch zu schüchtern. Dadurch habe ich mich als Kind bzw. Jugendliche oft falsch gefühlt. Denn „laut sein“ ist normal. Nur wer „laut“ ist, ist beliebt, hat viele Freunde, ist sozial integriert. Wenn man „laut“ ist, bringt man es zu etwas.
Natürlich habe ich versucht die Ratschläge (von den Eltern oder auch aus den üblichen Ratgebern) zu befolgen und diesen vermeintlichen „Fehler“ auszubessern oder auch so zu tun als wäre ich anders. Aber egal wie sehr ich mich bemüht habe, meine Unsicherheit (gerade in sozialen Interaktionen) blieb und das Gefühl irgendwie „falsch“ zu sein wurde sogar noch stärker, weil es mir ja nicht wirklich gelang anders zu sein.
Mittlerweile habe ich erkannt, dass man als leise, introvertierte Frau/Person auch sehr viele Stärken in sich trägt, die extrovertierte Personen vielleicht weniger ausgeprägt haben.
Ein Gespür für die ungesagten Dinge, zwischen den Zeilen lesen, ich höre nicht nur hin sondern ich höre zu und möchte die Dinge wirklich verstehen.
Mir kommt es einfach auch viel mehr auf die Qualität an und nicht auf die Quantität.
Was ist deine leise Superkraft und wie setzt du sie für dein Business/deine Kunden ein?
Mir wurde jetzt schon häufig gesagt, dass ich eine Ruhe und Geduld ausstrahle, die sich dann auch auf mein Gegenüber bzw. meine Kunden überträgt. Ich lasse mich von stressigen Situationen nicht so leicht mitreißen. Auch wenn es in mir drin brodelt und ich selbst in den ersten Momenten zweifle, ob ich das schaffe, zeige ich das im Außen nicht.
Mein Handeln und mein Blick bleibt lösungsorientiert und dann komme ich ins Tun.
Wenn meine Kunden nicht mehr wissen wo ihnen der Kopf steht, konzentriere ich mich auf das Wesentliche und gehe einen Schritt nach dem anderen. Frei nach dem Motto „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“.
Ich erkläre gegebenenfalls mit viel Ruhe und Geduld die Zusammenhänge, was ich mache, was man machen könnte, wie dies oder jenes funktioniert. So fühlen sich meine Kunden abgeholt und wissen darüber Bescheid, was ich mache und könnten es im Worst Case auch selbst machen.
Außerdem kann man sich bei mir darauf verlassen, dass ich meine Aufgaben zuverlässig und gründlich ausführe. Da ich, wie bei vielen Introvertierten üblich, über vieles sehr viel und intensiv nachdenke, wird es bei mir eher selten ein spontanes und vielleicht unausgegorenes Ergebnis geben. Eher gleicht es einer wissenschaftlichen Dissertation 🙂
Hattest du schon mal eine Herausforderung, die im Zusammenhang mit deiner leisen, introvertierten Seite stand?
Bei einem meiner ersten Aufträge gab es einen solchen Moment, der für mich auf Grund meiner introvertierten Art, sehr herausfordernd war.
Die Zusammenarbeit war für mich sehr aufreibend. Zum einen war es mir unmöglich für mich festzuhalten, was das Ziel meiner Kundin war. Das wechselte von „Das muss unbedingt klappen“ zu „Ach na ja, wir machen einfach mal nur das Nötigste und schauen was passiert“.
Grundsätzlich ist für mich beides okay. Nur wenn diese Einstellung gefühlt alle 5 Minuten wechselt, kann ich mich darauf nicht einstellen und das macht mich kirre.
Dazu kam dann aber auch, dass sie während unserer Meetings gerne mal die Tatsachen etwas anders dargestellt oder mir auch einmal die Worte im Mund umgedreht hat und an meiner Expertise zweifelte. In beiden Situationen fiel es mir unglaublich schwer für mich selbst einzustehen. Ich hätte sie bei diesem „Einstellungswechsel“ darauf hinweisen können, dass das für mich wenig hilfreich ist und mich eher verunsichert. Das habe ich mich aber nicht getraut, weil ich ja professionell wirken wollte.
Und in der Situation, als sie mir die Worte im Mund umdrehte, habe ich dem, was sie gesagt hat, widersprochen und sie darauf hingewiesen, dass das so nicht stimmt. Aber es hätte mehr sein können oder vielleicht auch etwas ausdrücklicher.
Aber wie vorhin schon erwähnt: ich wollte professionell wirken, nicht so sensibel und schon gar nicht aufbrausend oder „ablehnend“. Es war zum Glück nur eine Projektarbeit und ein Ende absehbar. Aber es hat mich dennoch auch im Nachgang noch ziemlich beschäftigt.
Was hindert dich daran deine leisen Ideen der Welt zu zeigen?
Das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten. Grundlegend weiß ich was ich kann. Vieles habe ich in Schule/Ausbildung gelernt und vieles habe ich während meiner Festanstellung in der Praxis gelernt und erprobt sozusagen. Ich konnte meine „Expertise“ sehr, sehr lange im Berufsleben aufbauen.
Aber da gibt es diese kleine Stimme in meinem Kopf, die dann flüstert „Was, wenn…“. Ich glaube, das ist auch unter dem Impostor Syndrom bekannt. 😉 „Was, wenn das was ich weiß nicht genug ist?“ „Was, wenn ich nicht gut genug bin?“ „Was, wenn ich scheitere?“
Und wenn ich mich bei Social Media so umsehe, sehe ich viele „laute“ Menschen. Reels, Stories, ständiges Posten, netzwerken usw. usf. Ich weiß, dass eine allgemeine Präsenz bei Social Media dazu gehört. Woher soll man wissen, dass es die Virtuelle Assistentin Meike gibt, wenn sie sich nicht zeigt?
Aber wie das als introvertierte Person nun mal relativ häufig so ist, entspricht es nicht meinem Naturell wie ein Eichhörnchen auf Speed rumzuspringen und zu rufen „Hey, hier bin ich! Guck was ich alles gut kann“. Ich bin diejenige, die dann eher zögerlich die Hand hebt und sagt „Hey, das kann ich auch“.
Mit mehr Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten würde es mir wahrscheinlich leichter fallen auf eine leisere, für mich passendere Weise auf mich und meine Fähigkeiten bzw. meine Dienstleistung aufmerksam zu machen – selbstbewusst aber nicht aufdringlich oder wie wir hier sagen würden „überkandidelt“. (eben wie ein Eichhörnchen, das nicht auf Speed ist 😉)
Kleine Anmerkung „off topic“: den Begriff „Eichhörnchen auf Speed“ meine ich nicht angreifend oder abwertend für diejenigen, die bei Instagram und co. ihr Ding durchziehen und ihre Scheu schon lange abgelegt haben, falls sie überhaupt da war. Es ist Augenzwinkernd gemeint. 🙂
Was möchtest du anderen leisen Unternehmerinnen mitgeben?
Es ist wichtig zu sehen oder sogar auch zu verinnerlichen, dass beides okay ist (Introvertiert sein und extrovertiert sein). Nur weil wir leise sind, sind wir nicht schlechter. Nur weil wir leise sind, sind wir nicht automatisch nicht für die Selbstständigkeit gemacht. Wir handhaben gewisse Dinge anders als „laute“ Unternehmerinnen, aber garantiert genauso gut. Wir haben unsere eigenen Stärken, die wir durch unsere Introvertiertheit u.U. entwickelt haben. Der Weg in die Selbstständigkeit und die Selbstständigkeit an sich, ist ein großes Lernfeld. Wir können daran wachsen, uns weiterentwickeln und vielleicht auch eine Nuance „lauter“ werden, wenn wir das möchten.
Aber das Wichtigste meiner Meinung nach ist, dass wir uns darüber bewusstwerden:
Wir sind genau richtig und gut so, wie wir sind!
Schreib gerne deine Gedanken zum Interview in die Kommentare! 🙂
Das ist Meike Zech – Virtuelle Assistentin:
Ich bin Meike, 38 Jahre und bin die Bedienstete einer mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Katzendame – liebevoll „Divchen“ von mir genannt.
Seit April 2022 bin ich als selbstständige Virtuelle Assistentin tätig und unterstütze Coaches und Mentorinnen dabei, wieder zu mehr Struktur und Leichtigkeit in ihrem Businessalltag zu finden.
Ich unterstütze sie unter anderem bei den allgemeinen Aufgaben im Backoffice oder auch bei der Erstellung eines Onlinekurses.
Hier kannst du Meike erreichen:
Instagram: @meikezech.va
Facebook: meikezech.va
LinkedIn: meikezech
Ich finde mich besonders in den Zeilen wieder, wo Meike beschreibt, dass sie gut zuhören kann und über Dinge sehr intensiv nachdenkt. Das sind Stärken, die wir leisen viel mehr ausspielen sollten.
Da hast du recht. Ich denke ebenfalls, dass das große Stärken von uns leiseren sind. Das hilft mir zum Beispiel auch sehr bei meiner Arbeit. Ich denke, dass dir das als Designerin genauso geht. 🙂 Danke Steffi für deine Worte.