Liebe Verena, erstmal herzlichen Dank für die Einladung Interview! Zu deiner ersten Frage: Als Psychologin biete ich Online-Beratung an, um meine Klientinnen vor allem bei der Stressbewältigung zu unterstützen. Ich möchte ihnen dabei helfen, wieder selbstbestimmter zu handeln, statt sich fremdgesteuert zu fühlen und bloß irgendwie im Alltag zu funktionieren.

Dabei liegt mir persönlich besonders das Thema Selbstfürsorge sehr am Herzen, weil es einfach so viele Punkte umfasst, mit denen wir selbst für unsere psychische und körperliche Gesundheit sorgen können (wie der Name ja schon sagt).

Das war nicht immer der Fall. Mit Anfang 20 hatte ich einen Burnout, nachdem ich jahrelang im Dauerstressmodus unterwegs war, ohne mir dessen überhaupt bewusst zu sein.

Ich weiß also nicht nur in der Theorie bzw. aus dem Psychologiestudium, welche gesundheitlichen Nachteile Dauerstress mit sich bringen kann, sondern „durfte“ es auch ganz praktisch am eigenen Leib erfahren.

Mittlerweile weiß ich, wie wichtig Selbstfürsorge und ein gutes Stressmanagement sind, um eben nicht in diese Abwärtsspirale zu rutschen. (An dieser Stelle sei allerdings darauf hingewiesen, dass Selbstfürsorge natürlich auch kein Allheilmittel ist)

Meine Arbeit ist präventiv angelegt: Ich helfe meinen Klientinnen dabei, ihre eigenen Stressquellen zu identifizieren und Wege im Umgang mit Stress zu finden, die auch wirklich zu ihnen passen. Am besten bevor sie in den Burnout abrutschen.

Denn es gibt nicht die EINE Strategie, die für alle gleich gut funktioniert. Wir alle stehen schließlich an einem anderen Punkt in unserem Leben. Und neben den aktuellen Lebensumständen spielen unter anderem auch die individuellen Erfahrungen oder die Persönlichkeit eine Rolle.

Um direkt mal beim Beispiel Persönlichkeit zu bleiben: Für introvertierte Personen kann allein dieses Persönlichkeitsmerkmal schon zum Stressfaktor werden, weil es sie vor einige Herausforderungen stellt, die extravertierte Menschen nicht mal als solche wahrnehmen. Großveranstaltungen oder Feiern zum Beispiel. Während eher Extravertierte in sozialen Interaktionen ihre „Akkus“ aufladen, kann das für eher Introvertierte anstrengend bis auslaugend sein.

Ich wiederhole mich, aber: Selbstfürsorge.

Als Selbstständige bin ich selbst meine wichtigste Ressource. Wenn ich nicht auf mich und meine Gesundheit achte, kann ich auch nicht für meine Klientinnen da sein.

Sich selbst gegenüber aufmerksam zu sein, um die eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen und sie zu erfüllen (und sich das selbst auch zu erlauben!), ist bei einem nachhaltig gesunden Umgang mit Stress nicht wegzudenken.

Denn seien wir ehrlich: Ein komplett stressfreies Leben ist unrealistisch.

Allerdings ist die Stressreaktion an sich nicht mal etwas Negatives, sondern etwas sehr Nützliches. Immerhin sorgen die damit verbundenen „Stresshormone“ dafür, dass wir in einer akuten Gefahrensituation fliehen oder uns verteidigen können.

Das geht allerdings ziemlich an die körperlichen Ressourcen und Stress ist eigentlich nur ein Ausnahmezustand, auf die wieder eine Entspannungsphase folgen sollte.

Denn wenn das Gleichgewicht zwischen Stress- und Regenerationsphasen stimmt, können wir Stress ganz gut wegstecken. Wenn wir allerdings keine Ruhephasen mehr einbauen können, wird Stress auf Dauer einfach zum gesundheitlichen Problem – sowohl für den Körper als auch für die Psyche.