Dies ist ein Beitrag zur Interviewreihe für leise Unternehmerinnen. Mit jedem Beitrag stelle ich dir eine leise Unternehmerin vor. Ich möchte dir zeigen, dass es viele leise Unternehmerinnen gibt, die ganz wertvolles zu geben haben und ähnliche Erfahrungen wie du gemacht haben.

Wenn du auch bei der Interviewreihe mitmachen möchtest, dann findest du hier alle Infos in einem PDF: Infos zur Interviewreihe für leise Unternehmerinnen!

Zuerst liest du hier die wertvollen Antworten von Caroline Putzbach – Brand- und Webdesignerin. Am Ende kannst du sie genauer kennenlernen. 🙂

Was erschaffst und bewirkst du mit deinem Business?

Hey, ich bin Caro. Mit meinem Unternehmen Beyond Design mache ich klares und kraftvolles Brand- und Webdesign für Unternehmerinnen, damit sie ihr Business stimmig und selbstbewusst nach außen präsentieren und die passenden Kund*innen erreichen können.

Meine Design-Angebote bei Beyond Design

Zu meinen Angeboten gehören Corporate Design sowie professionelle WordPress-Websites mit diversen hinzubuchbaren Optionen, wie z.B. Blog-Erstellung oder das Einbetten eines Buchungskalenders. Außerdem habe ich zwei Angebote speziell für Gründerinnen: den Onepager an einem Tag und den Firmenfarben und -schriften 1:1 Workshop.

Also alles, was dazu gehört, um einen Markenlook zu erschaffen, der im Außen so wahrgenommen wird, wie das Unternehmen im Innen gemeint ist. Mein Ziel ist es immer, diese Stimmigkeit zwischen Innen und Außen herzustellen. Nicht einfach nur zu “dekorieren”. Dafür gibt es genügend Canva-Templates.

So arbeiten wir zusammen

Meine Kundinnen kommen meist mit einer starken Business-Vision und Mission zu mir und können es gar nicht abwarten, endlich loszulegen oder ihren Look an ihre Unternehmensentwicklung anzupassen, weil sie aus dem alten herausgewachsen sind. Und sie haben Angst, das “falsche” Design zu bekommen – sie gehen daher bewusst nicht zu einer Agentur, die 3 mögliche fertige Logos vorlegt, die ihnen dann doch nicht gefallen.

Ich arbeite daher sehr transparent und teile meine Entwürfe viel und früh – was eigentlich unüblich ist in der Branche. Aber ich kenne meine Kundinnen ganz gut und weiß, dass es ihnen Sicherheit und Vertrauen in meine Arbeit schenkt und sie sich handlungsfähig fühlen lässt. Und Handlungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Mitbestimmung und -gestaltung ist ja letztlich auch ein Grund, warum sich die allermeisten von uns selbstständig gemacht haben dürften.

Das Design soll in eine stimmige Resonanz mit dem Unternehmen gehen

Unterm Strich könnte ich also sagen, dass ich kraftvolles Design erschaffe, das wirklich in eine stimmige Resonanz mit dem Unternehmen meiner Kundin geht, zeitlos und damit nachhaltig ist und auch der großen Vision des Unternehmens entspricht und keine “Übergangslösung” ist.

Was ist deine leise Superkraft und wie setzt du sie für dein Business/deine Kund:innen ein?

Zwischen den Zeilen lesen. Das verstehen, was meine Kundin nicht in Worte fassen kann und es dann visuell Umsetzen. Erspüren, worum es geht. Das im Kern erfassen. Mein Lieblings-Feedback einer Kundin lautet:

“Caro ist nicht nur unglaublich professionell, sondern hat auch einfach ein sehr präzises Gefühl dafür, was ich als Kundin möchte. Gerade wenn ich es selbst nicht in Worte fassen kann, erfasst sie meine Bedürfnisse ganz genau und findet die richtigen Worte und Bilder.” www.madlensophie.de

Wenn ich so darüber nachdenke, ist es das, was sich durch all meine Arbeit zieht, nicht nur im Design. Zuhören, wahrnehmen, präzise erfassen, umsetzen.

Man kann leise und trotzdem umsetzungsstark sein.

Oft wird leise sein ja mit “schwach” oder zumindest “abwartend/passiv” gleichgesetzt. Ich finde es ganz wichtig, zu betonen, dass das ein Trugschluss ist. Man kann leise und trotzdem umsetzungsstark sein.

Ich arbeite tiefgründig und schnell zugleich

Meine Mission ist es, tiefgründig und schnell zu arbeiten. Ich dachte lange selbst, dass das ein Widerspruch ist, aber habe mittlerweile verstanden, dass ich beides gleichzeitig kann. Ich bin schnell, eben WEIL ich tiefgründig bin – weil ich die “richtigen”, tiefgründigen Fragen stelle, die schnell das wirklich passende Ergebnis hervorbringen.

So kann ich ein Design erschaffen, das das Business auf den Punkt bringt – das das ausdrückt, worum es WIRKLICH geht und das nicht dem Trend hinterherjagt, sondern eine logische Fortführung des inneren Antriebs meiner Kundin ist.

Welche Gemeinsamkeiten erkennst du zwischen dir und deinen Kund:innen?

Erstmal: wir sind alle Frauen. Ich frage mich immer mal wieder, ob ich meine Spezialisierung auf weibliche Unternehmerinnen fallen lassen sollte. De facto geht es da auch weniger um das Frau-Sein als um das Stärken derer Menschen, die unter der Unterdrückung im Patriarchat gelitten haben und leiden (meist, ohne dass es ihnen bewusst ist – ich selbst zähle natürlich dazu).

Warum ich mit Frauen arbeite

Neben der kulturhistorischen Perspektive arbeite ich aber auch noch aus einem ganz anderen, simplen Grund mit Frauen: ich mache klares, kraftvolles Design ohne Schnörkelzeugs und ich finde einfach, dass ich da in der weiblichen Unternehmerinnen-Welt, die ja doch recht durchzogen ist vom Pastell-beige-in-beige-Look, mehr beitragen kann als auf dem “männlichen” Markt, der generell schon eher klar ist im Look.

Meine Kundinnen sind meist ebenfalls “leise” und wollen trotzdem ein kraftvolles Design

Des weiteren sind die meisten meiner Kundinnen ebenfalls in irgendeiner Form “leise”. Sei es hochsensibel, introvertiert, oder auch einfach reflektiert und intellektuell. Sie sind Menschen, die mehr zuhören als reden. Sie sind Coaches, Berater*innen und Kreative, die sich nicht automatisch in die erste Reihe stellen. Auf jeden Fall hatte ich bisher noch keine Kundin, die gerne, laut und automatisch ins Rampenlicht steht. “Trotzdem” wollen viele einen eindeutigen, kraftvollen Look und haben keine Lust auf graue Maus oder Schnörkelzeugs.

In der Design-Arbeit mit meinen Kundinnen geht es geht immer in irgendeiner Form um:

• wie finden wir die Balance zwischen laut und nicht zu laut?
• wie kann es kraftvoll und knallig sein, ohne, dass es schreit?
• Wo ist die Grenze zum Klischee?

Was noch? Ich würde sagen, meine Kundinnen sind – wie ich – durch die Bank zuverlässig, strukturiert, denken mit und schätzen Transparenz und Ehrlichkeit. Die sind echt ziemlich toll und ich habe mich bisher über die Zusammenarbeit mit jeder einzelnen gefreut.

Welche Dinge wurden dir als leise, introvertierte Frau schon gesagt, die dich geprägt haben? (Positiv/Negativ)

Allen voran der Klassiker: “Lächel doch mal”. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie oft in meiner Jugend ich diese mysogyne Sch**** (ausschließlich von Männern) gehört habe.

Außerdem erinnere ich mich an Unschönes aus meiner Schulzeit – teilweise sehr verletzende Dinge in unserem Abi-Heft – als Highlight “hat vom Leben keine Ahnung” – weil ich nicht besoffen in der Ecke lag? Oder in einem Job im Café: “ein schönes Gesicht allein reicht nicht” (es ging darum, dass ich zu wenig mit den Kund*innen gesprochen habe).

Aber auch einige Dinge, die weniger mit meiner Introvertiertheit zu tun haben, sondern eher mit meiner Gefühlsstärke wie “spiel dich nicht so auf”, “sei doch nicht so dramatisch” “Angeberin” und co.

Ich glaube, diese Kombination aus Introvertiertheit und Gefühlsstärke war und ist teilweise noch für viele schwer zu verstehen und hat lange dazu geführt, dass ich immer versucht habe, eines von beidem zu verändern. Heute sehe ich meine Stärke gerade in dieser Kombination.

In der Selbstständigkeit kann ich meine leisen Superkräfte leben

Nach Positivem muss ich ehrlich gesagt länger suchen – introvertiert sein ist in unserer Gesellschaft leider nach wie vor negativ besetzt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Introvertiertheit einmal speziell gelobt wurde. Eher das, was damit noch in Verbindung steht – wie mein Mitdenken, meine Fähigkeit zum Zuhören und Schlüsse ziehen und Strategie-, Planungs- und Umsetzungsstärke. Aber im Angestelltenverhältnis war es meist eher schwierig – ich war immer irgendwie zu langsam, zu schnell, zu wenig stressresistent, zu wenig unterordnend oder “wollte zu viel”. Irgendwas passte immer nicht.

So richtig kann ich meine leisen Superkräfte erst in der Selbstständigkeit leben und werde dafür von meinen Kundinnen und Kooperationspartnerinnen geschätzt.

Was möchtest du anderen leisen Unternehmerinnen mitgeben?

Man kann nicht oft genug betonen, dass wir leisen Unternehmerinnen richtig sind, wie wir sind. Dass wir uns überhaupt als leise, introvertierte Menschen besonders behaupten müssen, ist der “Fehler im System” – nicht wir!

Es braucht leise, hochsensible Menschen, um als Spezies zu überleben

Es ist nicht unsere Schuld, dass wir es in der Gesellschaft zum Teil schwer haben. Es ist eine Folge der Prägung durch Patriarchat, Kapitalismus, Globalisierung – gepaart mit dem Trend zu Individualisierung und Vereinzelung. Wir sind anders gemeint – die Menschheit konnte nur überleben, weil sie jahrtausendelang in diversen Gemeinschaften mit den unterschiedlichsten Mitgliedern zusammenlebte – darunter auch immer ca. 1/4 leise, hochsensible Menschen, die z.B. dafür zuständig waren, Gefahren früh zu erkennen und somit das Überleben der Gemeinschaft zu sichern.

Dass introvertiert sein “out” ist, steht vor allem im Zusammenhang mit dem zunehmenden Tempo seit der Industrialisierung in Kombination mit der “You can have it all”-Mentalität des Kapitalismus – jeder kann (alleine!) alles schaffen, wenn er sich nur genug anstrengt. Da Ressourcen aber endlich sind und – so, wie wir aktuell den Planeten “bewirtschaften” eben nicht genug für alle da ist, gewinnen dabei meistens die schnellsten und lautesten.

Wir müssen uns (leider) Alternativen erschaffen

Damit will ich sagen: du bis grandios, wie du bist – und auch wenn die Gesellschaft oder verschiedenste Selbstoptimierungsprogramme dir suggerieren, du müsstest nur deine Angst davor verlieren, dich zu zeigen oder irgendwie lauter werden, um erfolgreich zu sein.

Es ist schwer, in unserer kapitalistischen Gesellschaft zum eigenen Leise-Sein zu stehen, weil man damit de facto eben nicht immer so weit kommt. Das erstmal als Fakt anzuerkennen, also dass man tatsächlich benachteiligt ist und sich das nicht schönzumanifestieren ist schmerzhaft, aber befreiend.

Es ist leider so, dass wir in gewisser Form Wege finden müssen und Alternativen erschaffen, die für uns funktionieren – z.B. die Selbstständigkeit, das Bloggen, Online-Arbeit etc.

Ich bin selbst sehr dankbar, dass ich durch meine Arbeit und die Online-Business-Bubble schon so viele gleichgesinnte Frauen treffen konnte. Tatsächlich fühle ich mich in dieser Welt Zuhause – etwas, das ich in meinem Berufsleben bisher nicht kannte. Und dafür möchte ich euch alle einmal fest in den Arm nehmen und danke sagen!

Dennoch würde mir wünschen, dass wir weniger in einer Parallelwelt leben und das Leisesein und die damit in Verbindung stehenden Fähigkeiten in der breiten Gesellschaft wieder als Superkraft anerkannt werden.

Bis dahin bin ich aber erstmal sehr, sehr dankbar, dass ich mittlerweile gut mit meiner Introversion leben kann und immer mehr Menschen begegne, denen es geht wie mir.

Das ist Caroline Putzbach – Brand- und Webdesignerin: